Laura Müllers 200-Meter-Sensation

Die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften am 8. und 9. Juli 2017 in Erfurt bescherten dem Saarland Erfolge wie schon lange nicht mehr. Sechs Medaillen, davon eine goldene, zwei silberne und drei bronzene, dazu acht Finalplätze, das ist die höchst erfreuliche Ernte, die die 17 Aktiven und die beiden Jugendstaffeln einfuhren. Vor einem Jahr in Kassel musste sich der SLB noch mit zwei Bronzemedaillen begnügen.

Den Glanzpunkt ganz zum Schluss der zweitägigen Meisterschaften setzte Laura Müller (LC Rehlingen) mit ihrem furiosen 200-Meter-Lauf in 22,65 Sekunden. Bei ihrem Sieg über die Mitfavoritin Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) feierte sie einen dreifachen Triumph: sie unterbot die persönliche Bestzeit um 16 Hundertstel, den Landesrekord (von Shanta Ghosh) um 15 Hundertstel und vor allem die WM-Norm um zwei Zehntelsekunden. Das alles bei einem Gegenwind von 0,7 Metern pro Sekunde. Nun wird die 400-Meter-Spezialistin also in London über 200 Meter und wahrscheinlich mit der 4x400-Meter-Staffel antreten. 

„Das ist das perfekte Resultat, so wie ich es mir nicht erträumt hätte. Ich bin unglaublich glücklich“, strahlte sie im Interview mit ZDF-Moderator Norbert König. Im Nachhinein sah sie ihr Rennen so: „Nach der Kurve war ich fast gleichauf mit Rebekka, und dann habe ich meinen Schritt gefunden. Da kam mir von den 400 Metern mein Stehvermögen sehr entgegen.“ Erstmals hat die 21-Jährige die Norm für einen EM-, WM- oder Olympia-Einzelwettbewerb erfüllt. Bisher war sie dort als Mitglied der 4x400-Meter-Staffel im Einsatz.

Ähnlich erfreulich verlief der Hammerwurf der Männer. Als Fünftbester der Meldeliste gestartet, ließ Andreas Sahner (LC Rehlingen) im dritten Durchgang den Hammer so weit fliegen wie noch nie in diesem Jahr. Das 7,26-Kilo-Gerät schlug erst bei 70,69 Metern auf und sicherte dem stämmigen Athleten den Silberplatz. Nur der Titelverteidiger Alexander Ziegler (SV Thurn und Taxis Dischingen) warf mit 71,66 Metern ein Stück weiter. 

Hammerwerferin Sophie Gimmler (LC Rehlingen) lieferte im neu gestalteten Steigerwaldstadion ebenfalls einen grandiosen Wettkampf. Der 21-Jährigen, die dieses Jahr ihre Bestleistung auf 65,75 Meter hochgeschraubt hatte, gelang im zweiten Durchgang der Wurf des Tages. Mit 65,48 Metern blieb sie nur 27 Zentimeter unter ihrem Hausrekord. Diese Weite brachte ihr überraschend die Bronzemedaille ein, denn normalerweise hätte die 70-Meter-Werferin Susen Küster (TSV Bayer Leverkusen) vor ihr landen müssen.

Für Staunen sorgte Zehnkämpfer Luca Wieland (LAZ Saar 05 Saarbrücken). Der sprunggewaltige Athlet verblüffte am Samstag die Hochsprung-Asse, als er die 2,15 Meter im ersten Versuch überflog und sich dadurch die Bronzemedaille sicherte. Die höhengleichen Bastian Rudolf (Dresdner SC) und Torsten Sanders (TSV Bayer Leverkusen) verdrängte er auf die medaillenlosen Plätze. Einen Tag später stellte er sich der Weitsprung-Elite und mischte auch dort ordentlich mit. Nach zwei ungültigen Auftaktsprüngen qualifizierte er sich mit 7,56 Metern als Dritter für den Endkampf. Auf dieser Position blieb er bis zum fünften Durchgang, als Florian Oswald (TSG Weinheim) ihn mit 7,64 Metern übertraf. Das Saarbrücker Kämpferherz nutzte den letzten Sprung zum Konter und eroberte den Bronzeplatz mit 7,71 Metern zurück. Sein Vereinskollege Marcel Kirstges landete mit 7,45 Metern auf Platz sieben. 

Im hochkarätigen Weitsprung der Frauen, der wie bei den Männern durch wechselnde Winde beeinträchtigt wurde, sprang Sosthene Moguenara (LAZ Saar 05 Saarbrücken) im fünften Durchgang mit 6,57 Metern auf Platz vier. Zu Bronze (Malaika Mihambo, LG Kurpfalz) fehlten fünf Zentimeter.

Die junge Siebenkämpferin Louisa Grauvogel (LG Saar 70) behauptete sich über 100 Meter Hürden unter den Spezialistinnen in ausgezeichneter Manier. Im Endlauf ließ sie nur den vier WM-Kandidatinnen den Vortritt und lief als Fünfte in 13,55 Sekunden durchs Ziel. 

Dieselbe Platzierung erreichte Luisa Valeske (LAZ Saar 05 Saarbrücken) über 400 Meter Hürden. Im Vorlauf glänzte sie mit einer neuen Jahresbestleistung von 58,90 Sekunden und der drittbesten Zeit aller Läuferinnen. Im Endlauf reichten ihre Kräfte aber nur für 60,02 Sekunden und Rang fünf. Auch Robert Hind, ebenfalls LAZ Saar 05 Saarbrücken, steigerte sich in Erfurt deutlich. Mit 46,86 Sekunden blieb er erstmals in diesem Jahr unter 47 Sekunden und wurde Sechster. René Mählmann (LAZ Saar 05 Saarbrücken) erreichte mit 14,26 Sekunden als Achtbester der Vorläufe das Finale und wurde dort in 14,33 Sekunden Siebter. Stabhochspringer Pascal Koehl (LA Team Saar) schaffte im dritten Anlauf die Höhe von 5,30 Metern und damit Platz acht. Mit derselben Höhe, aber weniger Versuchen kamen Karsten Dilla und Hendrik Gruber (beide TSV Bayer Leverkusen) auf den vierten Platz.

Eine schöne Leistung vollbrachte die 4x400-Meter-Staffel des LAZ Saar 05 Saarbrücken.
Das Quartett mit René Mählmann, Marcel Kirstges, Robby Welsch und Thanusanth Balasubramaniam landete mit neuer Jahresbestleistung von 40,40 Sekunden auf Rang sieben.

Großes Drama, wie fast immer, boten die Jugendstaffeln, die traditionell im Rahmen der Aktiven-Meisterschaften ihre Titelkämpfe austragen. Die StG Rehlingen-St.Wendel war mit einer 3x800-Meter-Staffel der weiblichen U20 am Start. Am Samstagmorgen galt es zunächst, sich unter den 18 anwesenden Teams für das Finale zu qualifizieren. Das Trio Ariane Lonmon, Sara Benfares und Selma Benfares löste die Aufgabe mit der zehntbesten Zeit extrem knapp. Ganz anders sah es am Sonntag aus. Die erst 16-jährige Startläuferin Sara Benfares übergab den Staffelstab als Sechste an ihre Schwester Selma. Die 18-Jährige brachte den LCR weiter nach vorne und wechselte als Zweite auf Joana Staub. Vorne lief die Staffel der LG Olympia Dortmund mit etwa 50 Metern Vorsprung ein scheinbar einsames Rennen. Doch EM-Kandidatin Joana Staub rauschte gemeinsam mit der Jahresbesten Jana Reinert (LG Region Karlsruhe) bis auf wenige Meter an die Dortmunderin Franziska Käppler (immerhin eine 2:10-Läuferin) heran. Schließlich rettete sich die Dortmunderin mit 6:39,73 Minuten ins Ziel, während Joana Staub nach 6:41,83 Minuten hinter der Karlsruherin die Ziellinie erreichte. Doch die Anzeigetafel vermeldete die Saarländerinnen als Zweite. Das Karlsruher Trio war wegen eines Wechselfehlers disqualifiziert worden.

„Das waren sehr erfolgreiche Meisterschaften mit überraschenden Medaillengewinnen“, freute sich SLB-Präsident Lothar Altmeyer über die Ergebnisse der Saarländer bei einem Abendessen in Erfurts Altstadt, zu dem Sportminister Klaus Bouillon die Athleten des Saarlandes eingeladen hatte und zwei Tage lang im Stadion ihre Leistungen verfolgte. Text. L. Jungmann - Fotos: L. Jungmann + Dirk Gantenberg

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Deutsche Meisterschaften am 8./9.7.2017 in Erfurt – Saarländische Ergebnisse: