Schwedens zweitgrößte Stadt Göteborg war vom 13. bis 25. August 2024 Schauplatz der Weltmeisterschaften der Masters-Athleten, also der Leichtathleten ab 35 Jahren. Unter den rund 8.000 Teilnehmern aus 111 Ländern, darunter 570 Deutsche, waren neun Saarländer am Start, teilweise in mehreren Disziplinen. Sie feierten große Erfolge und sammelten die ansehnliche Zahl von neun Medaillen. Zweimal Gold, fünfmal Silber und zweimal Bronze.
Erfolgreichste Saarländerin war die W60-Athletin Margret Klein-Raber (LC Rehlingen), die in Göteborg gleich dreimal Edelmetall eroberte. Die Goldmedaille errang sie in ihrer Lieblingsdisziplin, dem Gewichtswurf. Dort beherrschte sie die 20-köpfige Konkurrenz nach Belieben. Bereits ihr erster, verhaltener, Sicherheits-Wurf auf 15,29 Meter hätte am Ende zum Sieg gereicht. Beim zweiten Wurf auf 16,10 Meter brauste anerkennender Beifall im Björlanda-Stadion auf. Aber: „Ich will heute mehr“, raunte sie ihren Freunden zu. Und tatsächlich, im dritten Durchgang flog das 5,45-Kilo-Gewicht auf phänomenale 17,13 Meter. Damit hatte sie nicht nur Gold sicher, sondern den deutschen W60-Rekord deutlich verbessert. Den bisherigen (16,50 m) hatte sie im Frühjahr selbst aufgestellt, als sie bei den Deutschen Masters-Meisterschaften im Wurf-Fünfkampf den Titel errang. „Die 17 Meter zu knacken, das war mein Ziel“, strahlte sie zufrieden. Zweite wurde Bonnie Edmondson (USA) mit 15,01 Metern vor Kristina Ponton (Schweden) mit 14,18 Metern.
Tags zuvor, beim Hammerwurf, hatte die US-Amerikanerin gegen die Deutsche einen Coup gelandet. Im sechsten Versuch, als zweitletzte Werferin, schleuderte sie den 3-Kilo-Hammer 41,73 Meter weit, 33 Zentimeter weiter als Margret Klein-Raber, die während des gesamten Wettbewerbs mit 41,40 Metern geführt hatte. Die konnte sich mit der Silbermedaille gut anfreunden, denn ihre Spezialität ist ja der Gewichtswurf. Die zweite Silbermedaille wurde am drittletzten Wettkampftag ein hartes Stück Arbeit. Dauerregen und böiger Wind begleiteten die 18 Athletinnen im Wurf-Fünfkampf, der sich über den ganzen Tag hinzog. „Das Wetter bot alles, was man sich nicht wünscht. Die Hände waren nicht trocken zu bekommen. Wir waren über Stunden völlig durchnässt, aber es ging allen so“, schilderte Klein-Raber die Bedingungen. In den einzelnen Disziplinen blieb sie deutlich unter ihrem Niveau. Im Hammerwurf zum Beispiel begnügte sie sich mit 30,09 Metern, gut 11 Meter unter ihrer Leistung im Einzelwettbewerb. Am besten kam Gwendolyn Smith aus Trinidad und Tobago zurecht. Sie feierte einen überlegenen Sieg mit 3.745 Punkten. Margret Klein Raber wurde mit 3.210 Zählern Zweite vor der Schwedin Kristin Ponton (3.022 P.).
Die zweite saarländische Goldmedaille gewann Gerhard Adams (SV GO! Saar 05) als Startläufer mit der 4x100-Meter-Staffel in der Klasse M85. Das deutsche Quartett, zu dem noch Klaus-Dieter Lange (LG Nord Berlin), Dr. Karl Schmid (SpVgg Weiden) und Willi Klaus (ESV Lok Potsdam) gehörten, stellte zudem mit 68,78 Sekunden einen neuen Meisterschaftsrekord auf. Silber ging an Großbritannien (75,52 Sek.) und Bronze an Indien (110,07 Sek.). Im Einzelrennen über 100 Meter qualifizierte sich Gerhard Adams mit 18,71 Sekunden für das Finale und kam bei Gegenwind in 19,08 Sekunden als Achter ins Ziel. Der 86-Jährige konnte mit seinem Abschneiden sehr zufrieden sein.
Einen starken Eindruck hinterließ Peter Kubera (LSG Saarbrücken-Sulzbachtal) mit zwei Silbermedaillen in der Klasse M50. Im Hammerwurf zeigte er stabile Würfe jenseits der 57 Meter. Im sechsten Durchgang ließ er das 6 Kilo schwere Wurfgerät auf ausgezeichnete 58,53 Meter fliegen. Damit verbesserte er seinen Saar-Rekord um 51 Zentimeter. „Na ja, meinte er lächelnd, eigentlich wollte ich die 60 Meter knacken. Aber Silber ist okay.“ Die Goldmedaille ging an den unerreichbaren Polen Mariusz Walczak, der mit 67,17 Metern einen Meisterschaftsrekord aufstellte. Zufälligerweise traf er in diesem Wettkampf auf zwei saarländische Kampfrichter. Christel und Johannes Ney aus Saarlouis gehörten zu dem internationalen Kampfgericht dieser Meisterschaften. Zwei Tage später schlug Peter Kubera noch einmal zu. Im Gewichtswurf wuchtete er die 11,34-Kilo-Kugel erstmals über 20 Meter weit. Mit 20,58 Metern stellte er auch hier einen neuen saarländischen Masters-Rekord auf und durfte die Silbermedaille in Empfang nehmen. In beiden Wurfdisziplinen führt er die deutsche Jahresbestenliste mit deutlichem Vorsprung an. Von der Masters-Weltmeisterschaft, die er zum ersten Mal miterlebte, war er begeistert.
Im Speerwurf der Klasse M35 setzte der deutsche Jahresbeste Manuel Croon (LC Rehlingen) gleich im ersten Durchgang ein Zeichen. 63,17 Meter, das war ein Auftakt nach Maß. „Der Speer hätte etwas flacher fliegen müssen“, bemerkte er selbstkritisch. Bei böigem Gegenwind war es nicht leicht, den Speer sauber zum Segeln zu bringen. Alle 23 Konkurrenten hatten damit ihre Schwierigkeiten. So schafften es nur drei von ihnen, die 60 Meter zu übertreffen. Den Vorkampf beendete Manuel als Spitzenreiter. Aber im vierten Versuch gelang dem Schweden Alexander Ottosson der Siegeswurf auf 63,34 Meter. Läppische 17 Zentimeter trennten am Ende Gold und Silber. Für Manuel Croon, der nach den Vorleistungen als Fünftbester gestartet war, bedeutete der zweite Platz einen großen Erfolg, über den er sich zurecht freute. Die Bronzemedaille ging an Jiannis Smalios (Schweden) mit 62,28 Metern.
Die vielfache Deutsche Seniorenmeisterin im Diskuswurf Christine Ecker (LA Team Saar) verließ auch diese Titelkämpfe nicht ohne Medaille. In der Klasse W60 schickte sie die 1-Kilo-Scheibe im dritten Versuch 31,62 Meter weit. Das brachte ihr die Bronzemedaille ein. Viermal übertraf sie die 31 Meter. „Ich hatte ein gutes Gefühl beim Abwurf, aber der Diskus flog immer auf dieselbe Stelle. Mit der Platzierung bin ich zufrieden. Ich wusste, dass die beiden vor mir unerreichbar sind.“, sagte sie hinterher. Auch mit ihrer Jahresbestweite (33,96 m) hätte sie die ersten Beiden nicht erreicht. Siegerin wurde Janina Lapieniene (Litauen) mit 37,64 Metern vor Jorunn Hole (Norwegen) mit 35,24 Metern.
Der älteste Saarländer in Göteborg war Margret Klein-Rabers Vater Alfons Klein vom TV Düppenweiler. Der 91-Jährige warf den Diskus in der Klasse M90 gleich im ersten Versuch 12,46 Meter weit. Damit gewann er die Bronzemedaille hinter dem Schweden David Bonnedahl (18,07 m) und dem Deutschen Wendelin Acker (TSV Burladingen; 13,86 m). Weitere respektable Ergebnisse lieferten Uwe Balbier (LSG Saarbrücken-Sulzbachtal) als Achter im Diskuswurf der M65 mit 35,34 Metern und Jörg Dietrich (LC Rehlingen) als 11. (von 40 Teilnehmern) im Halbmarathon der M70 mit 1:40:09 Stunden. Beide stehen an der Spitze der saarländischen Bestenliste.
Zu den prominentesten Athleten der WM gehörten die Hochsprung-Weltmeisterin von 1993 Ioamnet Quintero (Kuba) und Ski-Legende Ingemar Stenmark (Schweden), der im Stabhochsprung 3,00 Meter übersprang.